Resilienz bei Kindern.

Resilienz bedeutet psychische Widerstandskraft. Einfach erklärt könnte man auch sagen, Resilienz ist das Immunsystem für die Seele:

Denn so, wie das Immunsystem den Körper gegen Krankheiten verteidigt, ist Resilienz ein Schutzschild vor seelischen Verletzungen. Das bedeutet: Resiliente Kinder können Krisen, Misserfolge und Belastungen besser verkraften, wie zum Beispiel…

  • Mobbing in der Schule oder im Kindergarten
  • Schlechte Schulnoten
  • Alltagskrisen (z. B. das verlorene Lieblingskuscheltier)
  • die Pubertät

Um Resilienz wirklich zu verstehen, sind vor allem diese 2 Dinge wichtig:

  • Resilienz ist kein “fixes” Persönlichkeitsmerkmal sondern eine erlernbare Fähigkeit. Resilienz entsteht nicht von heute auf morgen, oder ist “einfach so da”, sondern sie entwickelt sich im Laufe des Lebens. 
  • Die Voraussetzung für Resilienzentwicklung ist Stress. Denn erst der Stress befähigt dazu, Lösungen dafür zu finden. Nur wer an seine Grenzen kommt, kann über sie hinauswachsen. Resilienz stärken bedeutet also NICHT, Krisen zu vermeiden. 

Wie wichtig ist Resilienz für Kinder?

Resiliente Kinder haben ein starkes Selbstbewusstsein sind weniger ängstliche Kinder und können Probleme besser lösen. Sie sind zufriedener, gelassener und erfolgreicher – auch im Erwachsenenalter. Resilienz holt Kinder wie Erwachsene raus aus der passiven Opferhaltung und automatisch hinein in die aktive Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung: Von“mir passiert etwas im Leben” hin zu ich gestalte mein Leben selbst”.

Das macht Resilienz zu einem der wichtigsten Faktoren für ein erfülltes Leben.

Die Resilienzfaktoren bei Kindern lassen sich in 2 Kategorien einteilen:

  • persönliche (innere) Faktoren und
  • soziale (äußere) Faktoren

Was diese sind und was sie bedeuten, darauf möchte ich nun näher eingehen…

1. Persönliche (innere) Resilienzfaktoren

Persönliche Resilienzfaktoren beziehen sich auf die persönlichen Fähigkeiten und Verhaltensweisen, die dein Kind emotional stärken. Es sind seine inneren Ressourcen, die zur Resilienzentwicklung beitragen. Beispiele sind:

Kreativität und Fantasie: Sie sind wichtige Eigenschaften im Umgang mit Problemen. Und da Krisen aus Problemen entstehen, sind kreative Lösungen der logische Weg, um Krisen zu bewältigen. 

Kognitive Fähigkeiten: Dazu zählen zum Beispiel das Reflexionsvermögen, das realistische Einschätzen von Situationen, die  Vorstellungskraft und die Gedächtnisleistung. All diese Fähigkeiten kann man trainieren. 

Positive Einstellung zu sich selbst: Eine optimistische Grundhaltung zu sich selbst und seinem Leben gibt Kraft, um Probleme nicht einfach nur hinzunehmen (und weiter darunter zu leiden), sondern seinen Wünschen entsprechend zu verändern und Lösungen zu entwickeln – selbst, wenn diese mit Risiken einhergehen. Wichtig: Optimismus ist nur förderlich, solange er auch realistisch bleibt. 

Selbstvertrauen, Herausforderungen meistern zu können: Experten sprechen auch von der “Selbstwirksamkeitserwartung”, die sehr eng mit dem Selbstvertrauen verknüpft ist: Selbstwirksamkeitserwartung meint die Überzeugung, aus eigenen Kräften, Fähigkeiten und Handlungen selbst etwas zu schaffen bzw. wirksam zu sein. Selbstvertrauen bzw. die Selbstwirksamkeitserwartung ist wie Optimismus ein Motivator, um risikobehaftete Dinge anzupacken. 

Soziale Kompetenz: Damit ist die Fähigkeit gemeint, Freundschaften zu knüpfen, Einfühlungsvermögen zu zeigen und Konflikte mit anderen zu lösen. Durch Sozialkompetenz ist es Kindern möglich, ein soziales Netzwerk aufzubauen, das ihnen auch außerhalb der Familie Halt und Unterstützung gibt. 

Bewältigungsstrategien kennen und im Umgang mit Krisen einsetzen können: Neben der freien, kreativen Herangehensweise sind erprobte Bewältigungsstrategien eine zweite wichtige Ressource, um Probleme zu lösen. Besonders unter Stress dienen sie als einfach erlernbare Werkzeuge, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Sie sorgen für die nötige Klarheit, um anschließend kreative Lösungen entwickeln zu können.

Autonomie verbunden mit der Fähigkeit, sich Unterstützung zu holen: Resiliente Kinder wollen Probleme selbstständig lösen. Allerdings merken sie es auch, wenn sie allein nicht weiter kommen. Sie können einschätzen, wer ihnen helfen kann und besitzen den Mut, um Hilfe einzufordern.

Motivation, persönliche Ziele zu erreichen: Motivation ist der innere Antrieb deines Kindes. Sie hat immer einen persönlichen Grund, der dem Tun und den Zielen deines Kindes Sinn verleiht. Sich diesem Warum bewusst zu sein, und ihn nicht aus den Augen zu verlieren, befähigt Kinder dazu, bei Stolpersteinen nicht gleich aufzugeben.

All diese Faktoren sind nicht für sich allein zu betrachten – vielmehr bereichern sie sich gegenseitig. Selbstvertrauen zum Beispiel stärkt automatisch die positive Grundhaltung zu sich selbst, ermutigt zu Selbstständigkeit und motiviert, die eigenen Ziele zu erreichen. Sobald du einen Resilienzfaktor bei deinem Kind förderst, stärkst du auch alle anderen Faktoren.

2. Soziale (äußere) Resilienzfaktoren

Soziale Resilienzfaktoren bei Kindern beziehen sich auf das soziale Umfeld, vor allem Familie und Schule oder Kindergarten. Es handelt sich um äußere Faktoren, die unabhängig von den persönlichen Fähigkeiten deines Kindes zu seiner Resilienzentwicklung beitragen. Beispiele sind:

Stabile Bindung zu mindestens einer Bezugsperson: Studien haben gezeigt, dass es entscheidend ist, dass Kinder 1 vertrauensvolle, feste Bezugsperson haben – zum Beispiel dich. Jemanden, dem sie ihre Bedürfnisse und Sorgen mitteilen können und von dem sie Hilfe, Aufmerksamkeit und Liebe bekommen. Je jünger dein Kind ist, desto wichtiger ist die Bezugsperson. Denn schließlich kann es sich noch nicht allein in der Welt zurechtfinden. 

Erziehen ohne Schimpfe und Gewalt: Schimpfen und Gewalt in der Erziehung schwächen die Bindung zwischen Kind und Eltern. Es führt dazu, dass sich dein Kind immer mehr “verpanzert”, um sich selbst vor seelischen Verletzungen zu schützen. Auch der Umgang in Schule und Kindergarten können die seelische Gesundheit deines Kindes beeinflussen. 

Liebevolles Familienumfeld mit klaren Grenzen und Freiheiten: Liebe nährt dein Kind. Indem du ein liebevolles Umfeld schaffst, wo sich dein Kind wohlfühlt und es die Regeln versteht, kann es sich am besten entfalten. Das stärkt die Kreativität, das Selbstvertrauen, das Selbstbewusstsein und die positive Einstellung zu sich selbst. 

Enge Beziehung zu Geschwistern: Auch Geschwister tragen zum sozialen Netz deines Kindes bei, welches es in Krisen auffängt und unterstützt. Je mehr Halt dieses Netz bietet, desto besser kann dein Kind Instabilität in Krisen standhalten. 

Stabile Beziehungen außerhalb der Familie: Freunde, Erzieher und Lehrer als Vertrauenspersonen stärken ebenfalls das soziale Netz deines Kindes. 

Qualität der Schulbildung: In der Schule bekommen Kinder nicht nur Wissen und kognitive Fähigkeiten, sondern auch sozialen Umgang, Kreativität und Autonomie beigebracht. Die Qualität der Schulbildung beeinflusst damit in großem Maß die Ausprägung der persönlichen Resilienzfaktoren. 

Zusammengefasst in 3 Sätzen bedeutet Resilienz aus Sicht deines Kindes:

“Ich habe Menschen, die hinter mir stehen und mich lieben so wie ich bin.”

“Ich bin positiv mir selbst gegenüber eingestellt.”

“Ich kann ungünstige Lebensumstände meistern, weil ich über diverse Bewältigungsstrategien verfüge.”

Nun kennst du die wichtigsten Resilienzfaktoren bei Kindern. Aber oft ist es schwierig, anhand dieser Faktoren die Resilienz deines Kindes einzuschätzen. Deshalb habe ich dir im Folgenden Merkmale aufgelistet, woran du resiliente Kinder erkennst:

Ist dein Kind resilient?

Ihre Denise Clauß